Handwerkzeuge


"Übung macht den Meister" - dieses Sprichwort trifft besonders auf den Umgang mit Handwerkzeug zu. Ohne Übung dürfte es euch z. B. kaum gelingen, mit einer Feinsäge einen präzisen, winkelgerechten Schnitt auszuführen. Doch hat man den Bogen einmal raus, kann man bespielsweise das Kürzen von Rundstäben schneller und vor allen Dingen sicherer als mit einer Elektrostich- oder -kreissäge erledigen. Bei der Vielzahl an Werkzeugen, die in den Baumärkten angeboten werden, solltet ihr zuerst auf Qualität achten und nur Werkzeug kaufen, das ihr auch tatsächlich braucht. Die Anschaffung eines komplett eingerichteten Werkzeugschranks ist nicht zu empfehlen, denn häufig ist darin Werkzeug enthalten, das man nie einsetzen wird.

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Werkzeugschrank
Auch wenn ich gerade vom komplett eingerichteten Werkzeugschrank abgeraten habe, so halte ich doch die Anschaffung oder besser gesagt den Selbstbau eines leeren Werkzeugschranks für absolut nötig und wichtig. Diesen Werkzeugschrank könnt ihr euch dann, speziell auf eure Bedürfnisse, nach und nach mit qualitativ hochwertigem Handwerkzeug ausstatten. So reißt ihr nicht gleich riesige Löcher in die Haushaltskasse und habt nebenbei eine schöne und sinnvolle Geschenkeliste für Geburtstage und andere wichtige Anlässe für Freunde und Verwandte parat - euch wird da schon der richtige Anlass einfallen! Denn ein hochwertig ausgestatteter Werkzeugschrank kann sehr leicht mit über 1500,-- Euro zu Buche schlagen. Solche Summen verteilt man am besten auf "mehrere Schultern“. Den Bauplan für den oben im Bild zu sehenden Werkzeugschrank findet ihr übrigens in der
Bauplanliste als PDF-Flipbook.

Nachfolgend werde ich euch ein paar Tipps zur Grundausstattung geben. Denkt dabei an folgenden Satz: Weniger ist mehr! Ihr habt nur zwei Hände mit denen ihr ihre Werkstücke bearbeiten könnt. Es nützt euch also herzlich wenig, wenn ihr beispielsweise 20 verschieden breite Stechbeitel aus der Wühlkiste im Baumarkt und ein hundertteiliges "Schraubendreher-Maulschlüssel-Bitset" besitzt, die beim ersten Einsatz gleich Ihre "wahren Qualitäten" offenbaren. Was ihr wirklich braucht ist Qualität, die euch bei der Arbeit unterstützt und nicht behindert. Ein Geigenvirtuose mit einem 100-Euro-Instrument klingt genauso schlecht, wie ein Billighobel, der mangels Qualität nicht so wunderschön-herrlich über die Holzkannte "pfeift", sondern hoppelnd-tanzend die schrecklichsten Kerben hinterlässt. Freude an einem Hobby, ob es nun die Musik oder das Heimwerken mit Holz ist, habt ihr nur mit qualitativ hochwertigen Gerätschaften.

Handsägen
Aus dem Sortiment der Handsägen eignet sich die Feinsäge mit geradem Griff für den Einsteiger besonders. Sie lässt sich leicht führen und erzeugt einen feinen Schnitt. Ein Fuchsschwanz wird nur benötigt, wenn dicke Holzbretter von Hand gesägt werden müssen. Solltet ihr öfter vor dieser Aufgabe stehen, schafft euch am besten eine Kreissäge an. Sie ist komfortabler und genauer. Besonders hervorheben möchte ich bei den Sägen die japanischen Feinsägen. Sie arbeiten im Gegensatz zu den europäischen Modellen auf Zug und nicht auf Stoß. Die Zähne von japanischen Feinsägen sind rasiermesserscharf und erzeugen einen absolut sauberen und feinen Schnitt. Aufgrund der enormen Schärfe lässt sich eine solche Säge auch von einem Laien wesentlich besser „ansetzen“ als westliche Sägen. Die müssen in aller Regel vor dem ersten Gebrauch noch geschärft werden.

Stechbeitel
Ebenso wichtig wie eine Feinsäge sind Stechbeitel. Sie sollten in verschiedenen Breiten vorhanden sein, um Löcher und Passungen stemmen oder nacharbeiten zu können. Auch hier gibt es neben den hervorragenden deutschen Markenstechbeiteln, japanische Stechbeitel, die an Schärfe und Präzision ihresgleichen suchen. Egal welche Stechbeitel ihr einsetzt, denkt auch an die geeigneten Schärfsteine oder eine Nass-Schleif- bzw. Schärfmaschine. Denn nur mit scharfem Werkzeug können perfekte Resultate erzielt werden.

Handhobel
Wer den Umgang mit dem Handhobel beherrscht, für den ist er das ideale Werkzeug, um scharfe Kanten zu "brechen" oder Leisten schräg zu hobeln. Da es bei den Handhobeln verschiedene Arten, wie beispielsweise Putz-, Schrupp-, Sims- oder Schiffshobel gibt, möchte ich hier nur den Putzhobel als wichtigsten Vertreter der Handhobel hervorheben. Für den Einsteiger ist der Hobel meist ein Buch mit sieben Siegeln und die wenigsten erzielen auf Anhieb gute Ergebnisse. Lasst euch daher nicht entmutigen und denkt daran ein Schreinerlehrling muss auch viele Wochen, Monate und gar Jahre üben, bis er die Fertigkeit erlangt hat, die er im Beruf immer wieder benötigt.

Raspeln und Feilen
Handraspeln und -feilen schließen, was den Materialabtrag betrifft, die Lücke zwischen Hobel und Schleifpapier. Man benötigt sie zum Nacharbeiten von Löchern und zum Formen von Holzkanten und geschwungenen Holzstücken. Für die meisten Anwendungen reichen eine Halbrund- und eine Rundraspel, sowie ein Feilen-Set bestehend aus Flach-, Halbrund- und Rundfeile aus.

Messwerkzeuge
Messwerkzeuge dürfen in keiner Holzwerkstatt fehlen, denn ohne Winkel, Maßstab, Zirkel und Co. lassen sich keine exakten Werkstücke herstellen. Aber auch zum Einstellen von Elektrowerkzeugen sind hochwertige Messwerkzeuge unentbehrlich. Vor allen Dingen solltet ihr euch unbedingt einen absolut präzisen 90 Grad Winkel gönnen, der bei hochwertigen Modellen leicht um die 50 Euro und mehr kosten kann.

Werkzeug schärfen und pflegen
Als wichtigster Grundsatz im Umgang mit Handwerkzeug gilt: Nur mit einwandfrei scharfem Werkzeug erzielt ihr gute Arbeitsergebnisse! Deshalb sollten Säge, Stechbeitel und Handhobel mit entsprechenden Schärfgeräten gepflegt werden.

Die europäische Feinsäge wird mit einer Dreikantfeile Zahn für Zahn geschärft, japanische Modelle hingegen können nicht selbst nachgeschärft werden. Stechbeitel und Hobel werden entweder auf einem Schärfstein "abgezogen" oder in eine Schleifmaschine eingespannt, mit der man auch größere Kerben im Messer beseitigen kann. Besonders geeignet sind Maschinen deren Schärfsteine langsam im Wasserbad laufen und dadurch die Schneiden von Stechbeitel und Hobel nicht überhitzen.

Die Pflege von Werkzeugen bedeutet aber auch, dass man sie nur ihrem Zweck entsprechend einsetzt. So solltet ihr beispielsweise einen Stechbeitel niemals als Nagelheber oder zum Wegstemmen von Putz und Mauerwerk "missbrauchen"!