Die Oberfräse


Ohne Übertreibung kann man die Oberfräse als das vielseitigste Elektrowerkzeug bezeichnen. Mit ihr kann man auf einfachste Art und Weise fälzen, nuten, profilieren, bohren und nach Schablonen fräsen. Für diese Arbeiten wird ein großes Sortiment an Fräsern angeboten, die man in zwei Kategorien einteilt: Fräser die ins Holz eintauchen können und solche die zur Kantenbearbeitung eingesetzt werden. Für den Heimwerker bietet der Fachhandel Fräser mit 6 mm und 8 mm Schaftdurchmesser an. Da preislich kein Unterschied zwischen beiden besteht, solltet ihr aufgrund seiner Laufruhe immer den 8 mm Schaftfräser einsetzen. Bei einigen Maschinen müsst ihr dann allerdings die Spannzange, die den Fräser festspannt, gegen eine 8 mm Spannzange austauschen. Ein deutlicher Preisunterschied besteht aber im Material des Fräsers. Ein Fräser aus HSS (Hochleistungsschnellstahl), kostet etwa die Hälfte eines HW (Hartmetall bestückten) Fräsers. Wer diesen hohen Preis zahlt, erhält mit dem HM-Fräser einen Universalfräser, der nicht nur für Weichholz (HSS-Fräser), sondern auch für Hartholz und alle Plattenmaterialien wie z.B. Spanplatten, Sperrholz und Multiplex geeignet ist; selbst Plexiglas und Alu sind für diesen Fräser kein Problem.

Da Fräser in guter Qualität nicht gerade billig sind, solltet ihr die Auswahl der Fräser unbedingt an eurem Bedarf ausrichten. Bei den Nutfräsern beispielsweise reichen 5, 10, und 20 mm Durchmesser als Grundausstattung völlig aus. Mit diesen Größen lassen sich durch zweimaliges Fräsen alle Nutbreiten zwischen 5 und 40 mm herstellen. Als Kantenfräser benötigt ihr für sehr viele Arbeiten unbedingt einen Abrundfräser mit Kugellager. Mit diesem Abrundfräser könnt ihr auch gefahrlos die ersten Schritte im Umgang mit der Oberfräse durchführen. Voraussetzung dafür ist allerdings ein striktes Einhalten einiger Grundregeln.

Grundregeln:
  • Nur einwandfreie und scharfe Fräser benutzen.
  • Der Fräserschaft muß ca. zweidrittel eingespannt sein, oder etwas komplizierter ausgedrückt: Der Fräserschaft muß mindestens so tief in die Spannzange gesteckt werden, so dass diese komplett ausgefüllt wird.
  • Die Werkstücke müssen immer festgespannt werden und dürfen nicht zu klein sein. Wenn es möglich ist, zuerst ein größeres Werkstück fräsen, das ihr danach kleiner sägt.
  • Das zu bearbeitende Werkstück wird immer gegen die Laufrichtung des Fräsers geführt = Gegenlauffräsen.
  • Zuerst immer an einem Restholz eine Probefräsung vornehmen und so die Einstellung der Oberfräse überprüfen, bevor ihr am Originalwerkstück arbeitet.

Haltet euch unbedingt an diese Grundregeln, dann erfahrt ihr die effektivste und sicherste Art der Holzbearbeitung, bei der Spaß und Erfolg fast garantiert sind.

Besonders häufig werdet ihr in Zukunft die Oberfräse zur Bearbeitung der Holzkanten mit einem Profilfräser einsetzen. Dazu solltet ihr nur Fräser mit Kugellager benutzen. Im Handel befinden sich allerdings auch preiswertere Fräser mit Anlaufzapfen. Da aber der Anlaufzapfen mit der gleich hohen Drehzahl der Oberfräse von ca. 27 000 U/min mitläuft, hinterläßt er an der Holzkante durch die entstehende Reibungshitze hässliche Brandspuren, die ihr dann wieder mühsam wegschleifen müsst. Bei den Fräsern solltet ihr daher nicht sparen, denn sie entscheiden mehr noch als die Oberfräse selbst über Erfolg und Misserfolg.

Auch das Falzen oder Nuten ist mit der Oberfräse und passendem Nutfräser kein Problem. Bei schmalen Werkstücken setzt man die Oberfräse allerdings besser stationär ein. Dies ist besonders einfach, wenn sich der Motor der Oberfräse aus dem Fräskorb herausnehmen läßt und über einen 43 mm Euro-Spannhals verfügt. Der Motor kann dann wie eine Bohrmaschine in einen Bohrständer eingespannt werden, auf den eine Holzplatte mit Anschlag geschraubt wird.

Wie das genau funktioniert zeige ich euch in diesem Video von mir ab Min. 4:34:
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Eine weitere Möglichkeit die Oberfräse stationär einzusetzen, ist sie unter einen Maschinentisch zu schrauben. Hierfür werden im Handel die unterschiedlichsten Tische aus Metall (meist dünnem Blech) angeboten. Alle haben dabei eines gemeinsam: die Tischfläche ist meistens zu klein und instabil. Das beutet konkret (wie so oft im Leben) selbst Hand anlegen und besser einen stabilen vernünftigen Tisch selber bauen. Gerade der stationäre Einsatz der Oberfräse bietet ungeahnte Möglichkeiten, die ihr mit der frei geführten Maschine in dieser Präzision nur schwer erreichen könnt!

Ich habe einen solchen Frästisch bereits 1998 für die Zeitschrift „selbst ist der Mann“ entworfen, gebaut und ausführlich beschrieben (Ausgabe 4/98, Seite 68-71). Ein weiterer, ebenfalls von mir entwickelter Frästisch ist in Heft 1/02 Seite 30-35 erschienen. Den Frästisch aus Heft 1/02 findet ihr auch als kostenlosen Bauplan in der
Bauplanliste.

In diesem Video stelle ich euch aber auch noch einen sehr einfach zu bauenden und extrem günstigen Frästisch vor, der über viele interessante Details verfügt.
Mein Fazit: Ein optimaler Frästisch für kleinere bis mittlere Oberfräsen von 1000 bis 1400 Watt!
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Zum Schluß möchte ich euch noch die wichtigsten Fräser nennen, was allerdings nicht bedeuten soll, dass ihr sofort zum Händler laufen und gleich alle auf einmal kaufen müsst. Am besten kauft ihr erst dann einen Fräser, wenn ihr ihn auch wirklich benötigt und einsetzt. Denn nur dann hat er sich auch gelohnt!

Alle folgenden Fräser sollten mit Hartmetall (HW) bestückt und mit 8 mm Schaft ausgestattet sein!

  • Spannzange 8 mm (falls nicht schon vorhanden)
  • Nutfräser in 5 mm ; 10 mm; 20 mm
  • Hohlkehlfräser (stirnschneidend, kann ins Holz eintauchen) Radius ca. 6 mm
  • Hohlkehlfräser mit Kugellager (Kantenfräser) Radius ca. 6 mm
  • Abrundfräser mit Kugellager (Kantenfräser) Radius ca. 6 mm
  • Abrundfräser mit Kugellager (Kantenfräser) Radius ca. 10 mm
  • Ersatzkugellager in verschiedenen Durchmessern zum Austauschen der Kugellager in Pos. 4-7
  • Bündigfräser
  • Falzfräser mit Kugellager
  • Grat- und Zinkenfräser
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Mein Tipp für Sie: Wenn ihr wissen möchtet, wie man eine Oberfräse sicher und präzise bedient, dann ist mein Buch „Handbuch Oberfräse“ genau das Richtige. 280 Seiten, 1200 Fotos und Zeichnungen, zahlreiche Selbstbautipps mit detaillierten Schritt-für-Schritt Anleitungen und 2 Stunden Videomaterial auf der beiliegenden DVD, zeigen eindrucksvoll, was alles in einer Oberfräse steckt und wie ihr so manches teure Zubehör für einen Bruchteil des Preises ganz einfach selbst bauen können. Ein Muss für jeden ernsthaften Holzwerker, der das gesamte Potenzial dieser zauberhaften Maschine ausnutzen möchte. Wenn ihr einen Blick ins Buch werfen möchtet, dann klickt einfach auf das Buchcover.